Montag, 14. Februar 2011

Neulich gingen wir nach dem sonntäglichen Marktbummel noch schnell mal in die Apotheke, um für den bald ins Haus stehenden Besuch aus Deutschland Soroche Pills zu kaufen. Wir dachten, dass eine 20-Stück-Packung fürs Erste genügen sollte. Auf Nachfrage verschwand der Verkäufer und kehrte nach einiger Zeit mit einer etwas zerknitterten Packung wieder, die er vor uns auf den Ladentisch entleerte. Er fielen einige einzelne Tabletten und der Rest eines Briefes mit 5 Tabletten heraus. Alles in allem waren es ganze 11 Tabletten. Naja. Immerhin etwas. Wir entschieden uns, wenigstens diese 11 zu kaufen. Als der Verkäufer gerade alles in die Kasse eingetippt hatte, kam eine andere Verkäuferin und sagte, dass sie 4 Tabletten braucht, weil diese eben verkauft wurden. Wären uns also 7 geblieben. Wir verschoben den Kauf lieber auf einen anderen Tag.

Freitag, 21. Januar 2011

La Paz - Feuerland - La Paz



15.000 km in 44 Tagen




27.11.2010
1. Tag
La Paz - Iquique
5:30 Uhr
12°C
804 km

Wir starten um 5:30 Uhr mit unserem voll bepackten Auto Richtung El Alto. Es ist  dunkel in La Paz, die Vögel singen aber die Stadt schläft noch. In El Alto wird Müll verbrannt, Cholitas stapeln frühmorgens Orangen auf dem Markt. Der Illimani hebt sich schwarz vor dem rötlichen Himmel ab, El Alto liegt in Wolken verhüllt. Wir teilen uns die Straße mit Nachtbussen und Container-Lkws. Um 7:20 Uhr machen wir eine Frühstückspause inmitten einer Marslandschaft auf dem Altiplano. Der Weg ist gesäumt von Chulpas, Canyons, bunten Bergen und dem beeindruckenden Blick auf den Sajama. Die Grenzabfertigung nach Chile verläuft wie gewohnt schleppend und chaotisch, dauert diesmal aber nur etwa eine Stunde.
Um 13:20 Uhr legen wir eine Mittagspause in Zapahuira  ein. Es gibt gebratenes Huhn mit Reis für umgerechnete 2 Euro. Das ist kein wirklich typischer chilenischer Restaurantpreis, wie wir noch merken werden. Arica erreichen wir um 15 Uhr. Es gibt keine eindeutige Ausschilderung, an einigen Kreuzungen fehlen sie für die Fernrichtung Iquique, deshalb fahren wir unfreiwillig ins Zentrum, finden dank unseres Kompasses aber dann doch die Richtung. Dann geht es weiter durch die Atacama-Wüste, die trockenste Wüste der Welt. Uns erstaunen dort die Höhenunterschiede von etwa 1200 m und die vielen unterschiedlichen Farben der Steine und des Sandes.
Um 19 Uhr erreichen wir Iquique, es sind 22 Grad. Wir suchen eine halbe Stunde nach einem Hotel, entscheiden uns dann, mangels Lust auf weiteres Umherfahren, für das viel zu teure Terrado. Es ist ein 20-stöckiges Hochhaus nahe dem Sandstrand, für den Badeverbot besteht, wie wir am nächsten Tag lesen werden. Auch die Restaurantsuche dauert eine halbe Stunde. Alles ist ungewühnlich teuer. Das Bier schmeckt aber hervorragend, zu mindestens bis zum Lesen des Preises. Um 22 Uhr fallen wir todmüde ins Bett mit überlauter Musik von draußen. Egal, wir schlafen nach diesem Tag trotzdem.

28.11.2010
2. Tag
Iquique
10:00 Uhr
23°C
0 km

Heute machen wir einen Erholungstag ohne Autofahren. Ein herrlicher Meeresblick aus unserem Hotelzimmer im 14 Stock und ein darauf folgendes leckeres Frühstück lassen den Tag blendend beginnen. Wir bummeln am Strand entlang. Lina probiert den Spielplatz und vor allem das Trampolin mit Gummiseilen aus und ist begeistert, wie hoch sie damit springen kann. Wir spazieren am Strand entlang nach Norden, suchen das Zentrum und sind enttäuscht. Alles ist ziemlich gammelig und ungepflegt. Wir finden kein Café oder Eisdiele aber ein Fischrestaurant an der Plaza mit Tischen draußen. Ein netter Kellner erklärt uns geduldig die Namen aller Muscheln, die Lina gefunden hat. Abends sehen wir erstaunt unsere roten Füße an - Sonnenbrand! Wie später noch in vielen anderen Hotels, haben wir WiFi Internet und chatten mit der Außenwelt. Die Errungenschaften moderner Technik machen das Reisen noch angenehmer, danke Tim Berners-Lee!

29.11.2010
3. Tag
Iquique
10:00 Uhr
24°C
0 km

Der heutige Erholungstag bedeutete anderthalb Stunden Strand bei praller Sonne und diesmal mit LSF 50 eingecremten Füßen und anderen Körperteilen. Am Strand liegen wir direkt in der Einflugschneise der Gleitschirmflieger – eine interessante Perspektive für uns.
Nachmittags halten wir Mittagsruhe, trinken Kaffee im Hotelzimmer und spielen eine Runde "Rummikub". Später fahren wir mit einem "Colectivo" - sprich Richtungstaxi - ins Stadtzentrum, erledigen Einkäufe und bummeln ein bisschen. Abendessen gehen wir gleich im Zentrum. Einer der Kellner kommt Frank bekannt vor, Nachfrage ergibt - es ist tatsächlich ein Deutscher! Leider erinnert sich keiner, woher wir uns kennen könnten, es bleibt ein Rätsel.

30.11.2010
4. Tag
Iquique – Pan de Azucar
8:45 Uhr
21°C
880 km

Unser nächster Reiseabschnitt gen Süden beginnt. Zuerst irren wir eine Stunde durch die Stadt auf der Suche nach einer Tankstelle mit Reifenluftdruckservice. Typisch süd-amerikanisch beginnt dieser Service erst um 9.30 Uhr, falls er überhaupt angeboten wird. Wir finden dann eine bereits geöffnete Llanteria (Reifenbude), die uns den in der Tiefe nötigen Luftdruck in den Reifen verschafft. Dann geht es durch die Wüstenhochebene (ca. 1000 m) Richtung Antofagasta. Kathrin macht aus dem Auto raus noch schnell Fotos der Riesendüne von Iquique. Das Küstengebirge liegt noch im Dunst. Die Straße ist ein Spiegel und gehört uns fast ganz allein. Zeitweise ist die Wüste glatt, dann wieder geschottert, als hätten Riesen-Maulwürfe ihr Unwesen getrieben. In einer Oase erwartet uns eine überraschende Zollkontrolle, man möchte unsere Auto-Einreisepapiere sehen. Mittlerweile sind es draußen 32 °C, im Auto läuft die Klimaanlage auf Hochtouren. Dank unseres Bordcomputers bemerken wir, dass unser Benzin nicht bis zur nächsten Tankstelle in Antofagasta reichen wird. Wir müssen also deutlich langsamer fahren. Dann begegnen wir unerwartet einer Tankstelle und geben wieder Gas bis Antofagasta. Dort gibt es eine kleine Pause, Geld abheben, Schnellimbiss bei McDoof und weiter geht's noch etwa 400 km gen Süden. Nach 10 Minuten entnervendem Schritttempofahren hinter einem Schwerlasttransporter biegen wir ab zum Nationalpark "Pan de Azucar". Die Landschaft sieht toll aus, leider nähern sich Wolken. Frank weigert sich, Fotos von den fast schwarzen Bergen zu machen: „Wir haben schon genug Fotos von Bergen“. Wir schaffen es aber bis Caleta und bauen auf einem verlassenen Campingplatz unser Zelt auf. Um 21 Uhr liegen wir im Zelt und es ist finster. Mindestens eine Stunde lauschen alle drei den Geräuschen von draußen - meist nur der Wind am Zelt, dann schweben wir dahin.

01.12.2010
5. Tag
Pan de Azucar - Maitencillo
8:55 Uhr
16°C
881 km

Das Zelt wird schnell eingepackt, denn es beginnt leicht zu nieseln, Schnellfrühstück am und im Auto. Das heiße Wasser ist nur noch lauwarm. Entsprechend schmecken Tee und Kaffee. Dann fahren wir weiter Richtung Süden. Gegen 11 Uhr sind wir in Copiapo nahe der Grube mit dem eingestürzten Schacht und den verschütteten und später geretteten Bergleuten. Es wird rundherum allmählich grün. Wir wundern uns, wie schön grüne Natur doch ist. Es wird sogar Wein angebaut. Kurz hinter Copiapo fängt die ungrüne Wüste aber wieder an. Wir durchfahren viele Baustellen bis La Serena. Die Landschaft wechselt zwischen Wüste und Wüste mit etwas Grünem. Durch La Serena fahren wir ohne Halt. Die Stadt sieht sehr schön aus, aber wir haben noch andere Pläne. Danach beginnt die Autobahn. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 125 km/h brausen wir in Richtung Santiago. Tolles Gefühl! Zeitweise haben wir einen irren Blick auf den Pazifik, schäumende Wellen, türkisfarbenes Wasser und herrliche Sonne dazu. Die Autobahn ist fast leer, wir bezahlen 3 mal Gebühr, jeweils 2400 Pesos. Um 19 Uhr fahren wir 160 km vor Santiago von der Autobahn und suchen uns eine Cabaña. Wir landen nach 20 km im Ferienort Maitencillo mit Hunderten von Cabañas. Wir mieten eine bei Ingrid Harmsen Warner - "typischer" chilenischer Name - Preis je Nacht 45 000 Pesos! Abendessen im empfohlenen Restaurant Canaster - sehr urig und toll, das Essen sehr gut.
 

02.12.2010
6. Tag
Maitencillo – Valparaiso – Maitencillo
9:30 Uhr
19°C
132 km

Wir machen einen Tagesausflug nach Valparaiso. Dazu fahren endlos lange die Uferstraße mit Ferienanlagen und Hochhäusern in Viña del Mar entlang. Es wechseln sich felsige Ufer mit sandigen Buchten ab. Mit einem Stadtbummel lernen wir die schöne Innenstadt Valparaisos kennen. Wir fahren mit einem Ascensor auf einen der vielen Hügel und trinken  Kaffee und Kuchen in einem exquisiten Restaurant mit tollem Blick über Stadt und Meer. Nachmittags lesen wir in Maitencillo am Strand bei starkem Wind und beobachten dabei die Wellenreiter-Lehrlinge mit ihren Boards. Lina baut mit Inbrunst eine grooooße Sandburg dank des Auto-Spaten. Abendessen kocht Kathrin in unserer Caba
ña.

03.12.2010
7. Tag
Maitencillo – Santiago
9:50 Uhr
21°C
164 km

Nach dem gemütlichen Frühstück und Einpacken aller Sachen (es wird so langsam zur Routine) fahren wir weiter nach Santiago. Gegen Mittag kommen wir in der Wohnung (15. Etage eines erdbebensicheren Hochhauses) von Tom Scheible, Lehrer an einer deutschen Schule in Santiago, und seiner Frau Eva an. Nach dem Mittagessen und leckerem Automatenkaffee fahren wir mit der Metro ins Stadtviertel Bella Vista, schlendern dort vorbei an Studentenkneipen mit vielen an der Straße im Freien sitzenden, biertrinkenden, entspannten Leuten zum Aufzug auf den berühmten "Cerro San Cristobal". Dort haben wir einen herrlichen Ausblick auf die 5-Mio-Metropole. Später wandern wir ungefähr 1,5 Stunden bergab und begegnen vielen Radfahrern und Läufern - bergan und bergab. Zum Abendessen gibt es ganz typisch peruanisch superleckere Ceviche!

04.12.2010
8. Tag
Santiago
10:50 Uhr
29°C
0 km

Nach entspanntem Familien-Frühstück und interessanten Gesprächen mit Tom und Eva fahren wir in Begleitung Toms mit der Metro ins Stadtzentrum. Wir besichtigen (leider nur von draußen) den Präsidentenpalast La Moneda, der spätestens seit dem Militärputsch im September 1973 berühmt wurde, die Plaza de Armas, Einkaufsbummelmeilen und vor allem die riesige Markthalle. Hier bewundern wir das reichhaltige Angebot an Fisch und anderen Meerestieren. Wir lassen uns von einem der vielen Fischrestaurants verführen, probieren aber nicht die Meeresspinne zu einem stolzen Preis von 120 Euro. Nachmittags relaxen wir am hauseigenen Pool mit Ballspielen, Lesen und Baden (außer Frank). Zum Abendessen treffen wir uns im Stadtviertel "Bella Vista" mit einer anderen deutschen Lehrerin und derem Besuch aus Deutschland in einem hervorragenden Fisch-Restaurant "Azul Profundo". Das Essen war superlecker, aber auch superteuer.

05.12.2010
9. Tag
Santiago – nahe Los Angeles
11:30 Uhr
26°C
513 km

In Santiago statten wir dem "Jumbo"-Supermarkt schnell noch einen Kurzbesuch ab.  Roggenmehl gibt es aber nicht. Dann machen wir uns wieder auf den Weg weiter nach Süden. Am Wasserfall "Salto de Laja" sehen wir Hunderte von Leuten sich im Sprühregen des Wasserfalls amüsieren. Heute ist auch eine Feria, daher die Massen. Ganz in der Nähe suchen wir das Residencial "El Rincon" und finden es im zweiten Anlauf mit Nachfragen. Es erweist sich als ein Paradies mitten in der Natur. Deshalb beschließen wir, zwei Nächte zu bleiben. Bei Kaffee und einem Glas Wein führen wir interessante Gespräche mit dem Inhaber Winfried K. Lohmar und seiner Frau Elke, die seit 18 Jahren dort wohnen und sich Haus und Cabañas allein mitten in der Natur über Jahre erschaffen haben. Außerdem hat Winfried in einem Prospekt viele empfehlenswerte Unterkünfte zusammengestellt, die wir im Laufe der nächsten Wochen auf dem Weg bis Punta Arenas noch teilweise kennenlernen werden.
Wegbeschreibung zum "El Rincon": Von der Ruta 5 am Kilometer 494 abfahren, links abbiegen auf eine Sandstraße. Holzschildchen "El Rincon" am rechten Straßenrand beachten oder suchen. Nach der Abfahrt von der Sandstraße in die Wildnis gibt es nach ca. 400 m gleich links ein rotes Metalltor - das ist der Eingang zum Paradies. Es lohnt sich wirklich! (Cabaña-Preis 35 000 Peso je Nacht mit Frühstück).

06.12.2010
10. Tag
Parque Nacional Laguna de Laja
11:20 Uhr
17°C
227 km

Es ist Nikolaustag und siehe da, der Nikolaus hat uns in dieser Wildnis gefunden! Frank geht morgens joggen (das einzige Mal während der Reise!) und die Frauen schlafen bis 9:30 Uhr. Mittags fahren wir zur Laguna de Laja, einem sehr schönen Nationalpark und bewundern den Vulkan Antuco und seine riesige erkaltete Lavamenge rundherum. Der Vulkan hat den Fluss Laja gestaut und damit die Laguna geschaffen. Die Landschaft ist herrlich, oben Schnee und Rest-Gletscher, unten in 1300 m Höhe Wanderwege und Bäume. Wir wandern eine gute Stunde bei mittlerweile 27 °C. Nachmittags relaxen wir in unserem gemieteten Paradies mit Kaffee, Buch, herrlichem Vogelgezwitscher und Rauschen des Flüsschens. Das ist Urlaub! Auch das Kind beschäftigt sich auf dem Gelände und mit dem Hund des Hauses. Abends hat Elke ein leckeres vegetarisches Essen frisch aus dem Garten gekocht - Kartoffeln und Spinat.

07.12.2010
11. Tag
Los Angeles - Pucón
10:00 Uhr
13°C
316 km

On the road again! Heute steuern wir Pucón an, einen Touristenort zu Füßen des aktiven Vulkans Villarica, der aber heute leider in den Wolken liegt. Bevor wir zu unserer Unterkunft kommen, müssen wir einen Fluss überqueren. Es gibt jedoch nur eine nicht besonders vertrauenerweckende Hängebrücke von der Breite genau eines Autos mit der Tragkraft von 4 Tonnen. Ein kurzer Anruf beim Dueño der Unterkunft gibt uns die Versicherung, dass auch unser dickes Auto da problemlos drüber fahren kann. Wir halten während der Überfahrt die Luft an. Aber die Brücke hält. Wieder finden wir eine nette Cabaña in der Natur, diesmal mit einem reißenden Fluss in der Nähe. Lina freut sich riesig, denn es gibt 20 Pferde, 3 Hunde (einer mit nur 3 Beinen) und 2 Katzen. Kathrin freut sich auch. Nun kann sie endlich wieder etwas Leckeres für uns kochen - Goulasch und Nudeln. Mmh!
Die Cabañas Antilco findet man 12 km außerhalb Pucóns in Richtung Osten, bis links ein unbefestigter Abzweig kommt. Diesem folgt man über eine hölzerne Hängebrücke bis zu einer T-Kreuzung und fährt dann ca. 4 km nach rechts bis zur hölzernen Einfahrt mit Schild "Cabañas Antilco"

08.12.2010
12. Tag
Pucón

>20°c
33 km

Kathrin ist krank - Erkältung - und liegt im Bett. Derweil wandern Frank und Lina etwa eine Stunde lang auf den Berg hinter der Cabaña, um von dort den Vulkan Villarica und die Umgebung zu sehen. Dann endet der Weg im Nichts oder eher Dschungel. Lina darf am Nachmittag auf Pferd "Pepe" reiten und die Pferde mit auf die Koppel bringen Sie bekommt ein Hufeisen geschenkt. Danach machen Frank und Lina einen Abend-paziergang, um sich ihr Abendessen zu verdienen. Dieser Tag war erholsam für alle.

09.12.2010
13. Tag
Pucón – Castro (Chiloe)
10:50 Uhr
12°C
553 km

Wir verlassen Pucón bei Nieselregen in Richtung Puerto Montt. Der Regen nimmt an Intensität zu, je südlicher wir kommen. Das ist wohl schon die Begrüßung mit patagonischem Wetter. In Puerto Montt suchen wir das Büro der Fährgesellschaft "Navier Austral". Alle Fähren nach Puerto Chacabuco sind ausgebucht, also müssen wir umplanen und buchen für den 11.12. eine Nachtfähre von Puerto Montt nach Chaitén. Somit verbleiben uns zwei Tage, um die Insel Chiloe kennenzulernen. Die Fährüberfahrt nach Chiloe kostet für das Auto 9000 Pesos und dauert etwa zwanzig Minuten. Dann fahren wir auf unbefestigter Straße nach Chepu, um die von Manuel empfohlene Cabaña zu finden. Leider Fehlanzeige. Der Ort ist klein, nett anzusehen, aber wirkt irgendwie verlassen und es gibt keine für uns akzeptable Unterkunft. Wir entscheiden uns, weiterzufahren nach Castro, der im Reiseführer empfohlenen Stadt. Dort checken wir im netten kleinen Hostal "Los Palafitos" ein, welches auf Stelzen in den Fjord hinein gebaut ist. Im Ort finden wir wieder die für Chiloe typischen kleinen Häuser, oftmals aus Holz gebaut und bunt angestrichen. Alles mutet an wie in Skandinavien oder Kanada. Da es regnerisch kalt ist, freuen wir uns über ein kleines, sehr sauberes, geheiztes Zimmer mit Regentropfen, die aufs Dach klopfen.
(DZ im Hostal Los Palafitos 33 000 Pesos pro Nacht).

10.12.2010
14. Tag
Chiloe
11:00 Uhr
11°C
121 km

Es schüttet bis 11 Uhr, dann aber kommt die Sonne raus und lockt uns. raus Wir wollen ein bisschen die Insel Chiloe kennenlernen. Daher besuchen wir zuerst den Nationalpark Chiloe in Cucao. Es ist sehr windig und kalt, aber trotzdem schön. Wir trotzen dem Wetter und machen zwei ausgedehnte Spaziergänge zum Strand und durch den Küstenwald. Lina findet in den Dünen winzige Erdbeerpflanzen mit normal großen Erdbeeren dran. Anschließend besichtigen wir den Ort Chonchi und essen dort im Dorfrestaurant mit Blick auf den Fjord  ein spätes Mittag. Nachmittags ist Abgammeln mit Buch im geheizten Hotel angesagt.

11.12.2010
15. Tag
Castro (Chiloe) – Puerto Montt
10:00 Uhr
12°C
313 km

Wir verabschieden uns vom netten Hostal in Castro und machen eine Bummelfahrt übers Land. In Quemchi schauen wir uns das Dorf an. Wie in vielen Orten der Insel fallen sehr schöne Holzkirchen auf. Da es kühl ist, vermissen wir unsere Jacken und merken, dass wir sie im Hotel vergessen haben. Also nochmal 45 km zurück nach Castro, die Hotelangestellten schmunzeln über uns. Dann fahren wir endlich nach Puerto Montt, wo wir uns den Nachmittag in der Stadt bei herrlichem Sonnenschein mit Eisessen, Hüpfburg und Schaufensterbummel vertreiben. Im Club Alemán wollen wir typisch deutsch (Eisbein mit Sauerkraut, Sauerbraten) essen. Aber so richtig deutsch schmeckte es auch wieder nicht. Kathrin spült schließlich das gar nicht saure Sauerkraut mit einem Chivas Regal hinunter. Danach schien das Essen wieder gar nicht so schlecht geschmeckt zu haben. Frank genießt Apfelstrudel als Abschluss. Bei uns in der Familie sind die Rollen klar verteilt! Dann erscheinen wir, typisch deutsch, pünktlich um 20 Uhr auf dem Parkplatz der Fährgesellschaft, um die Fährverladung vornehmen zu lassen. Allerdings warten wir fast 3 Stunden, ehe sich was tut. Dann schnelle Verladung und Beziehen unserer Kabine, die klein und heiß ist. Ehe die Fähre ablegt, schlafen wir bereits schwitzend in unseren Doppelstockbetten ein.

12.12.2010
16. Tag
El Chaitén – La Junta
10:00 Uhr
9°C
147 km

Nachdem endlich die eng geparkten Lkws mit ihren Anhängern von Bord manövriert wurden, verlassen wir die Fähre in Chaitén. Die Stadt wurde 2008 und nochmal 2009 durch einem Ausbruch des gleichnamigen Vulkans verschüttet. Der Ort ist verlassen, da die Regierung den rechtzeitig evakuierten Menschen die Rückkehr verboten hat. Der Vulkan ist unverändert aktiv und ein Ausbruch ist jederzeit möglich. Die meisten Häuser sind mit einer meterdicken Schicht aus Asche und Schlamm zugeschüttet. Es sieht beängstigend aus. Trotzdem haben schon wieder einige Leute ihre Häuser ausgegraben und wohnen illegaler weise dort. Dann beginnt unsere Fahrt auf der berühmten Carretera Austral. Zunächst vorbei an waldbewachsenen Felsbergen mit vielen Wasserfällen. Eine herrliche Natur – trotz des Regens. Wir sehen schneebedeckte Gipfel und Riesenrhabarber. Schade, dass vieles in dicken, tief hängenden Wolken verschwindet. Gegen Mittag hört es endlich auf zu regnen. Dann kommen wir uns wie im Film vor - uns begegnen plötzlich innerhalb der nächsten Minuten über 20 deutsche Wohnmobile mit bekannten Kennzeichen LL, HH, STA, RZ, ES, KA, L, GM, C und RD, dazu eines aus Luxemburg und 2 aus der Schweiz. Wir fühlen uns wie auf der A2 nach Dortmund!
Nach knapp 150 Kilometern übermannt uns nach der kurzen Nacht auf der Fähre die Müdigkeit und der Kaffeedurst. Wir erreichen den Ort La Junta, der erst 1963 gegründet wurde (also so alt ist wie Frank), und ein paar nette Unterkünfte und Restaurants bietet.
Wir kehren in das Hotel "Espacio y Tiempo" direkt an der Straße ein und landen prompt in einem gemütlichen Wohnzimmer mit brennendem Kamin, klassischer Musik und leckerem Essen. Deshalb benötigen wir nur einige Sekunden, um einstimmig 3:0 zu entscheiden: wir bleiben hier! Lina fiel die Entscheidung auch leicht, da eine kuschelige Katze im Zimmer saß und der Fernseher lief. Am Nachmittag können wir in nett eingerichteten, aber total ausgekühlten Zimmern den Schlaf der Nacht nachholen, dann am Kamin lesen, Kaffee trinken und sehr lecker zu Abend essen.

13.12.2010
17. Tag
La Junta - Villa Cerro Catedral
9:40 Uhr
12°C
388 km

Nach reichhaltigem Frühstück verlassen wir unsere gemütliche Luxusherberge und fahren weiter durch das Wolken verhangene und gelegentlich verregnete Patagonien. So gegen Mittag ist die Straße dann plötzlich asphaltiert und die Sonne kommt immer wieder heraus. Wir besichtigen den Nationalpark "Queulat", wandern durch triefenden Regenwald, sehen Orchideen, Moose, Flechten, einen rauschenden Fluss aus Schmelzwasser, gehen über eine Hängebrücke und wandern zum Gletschersee. Den hängenden Gletscher sehen wir leider nicht, da er tief in den Wolken verschwunden ist. Wie unser Kind drauf ist, merken wir, als sie sich beschwert:"Ich möchte mehr wandern!" Zur Kaffeezeit wünscht Frank sich einen gedeckten Apfelkuchen, prompt taucht einige Minuten danach ein Café auf, in dem es leckere Empanadas con Manzana gibt. Seitdem spricht Frank täglich seine Wünsche laut aus und sie erfüllen sich dann fast immer! Wir fahren weiter durch traumhafte Landschaften bis zum Ende der Asphaltstraße nach Villa Cerro Catedral. Der Ort ist sehr bescheiden, besteht aus lauter ungepflegten Hütten, Müll liegt überall herum. Wir finden nach einigem Suchen eine Unterkunft, die eine gute und viele schlechte Seiten hat. Die gute: wir haben Betten zum Schlafen. Ansonsten schweigen wir lieber über das Ambiente. Dafür zahlen wir nur 12000 Pesos (knapp 20 Euro). Dass wir schon erheblich weit nach Süden gekommen sind, bemerken wir an der Zeit des Sonnenuntergangs: 21.30 Uhr!

14.12.2010
18. Tag
Villa Cerro Catedral – Valle Exploradores
09:15 Uhr
11°C
183 km

Trotz bescheidener Unterkunft gibt es ein gutes Frühstück (1500 Pesos) in der Küche der Familie, die sich als deutsch stämmig (die Chefin ist eine geborene Schönfeld) erweist. Mit den Frauen der Familie ergibt sich ein interessante Konversation zum Ort, der typischen Musik (klingt wie bayrische Schunkelmusik) etc. Am Ende bekommt Lina sogar ein Kuscheltier als Abschiedsgeschenk. Bevor wir den Ort verlassen, nehmen wir Claudia mit, eine deutsche Studentin, die ein Jahr in Mendoza studiert, vergeblich auf den Bus wartet und das gleiche Reiseziel wie wir hat. Ab hier ist wieder Schotterpiste angesagt. Unterwegs werden wir von einem Jeepfahrer angehalten und auf einen in der Nähe schwebenden Condor hingewiesen. Der Jeepfahrer heißt Ronny, ist aus der Schweiz und auf einer Südamerika-Tour mit seinem Fahrrad. Vor einigen Tagen allerdings hatte er Berge und Wind satt, kaufte sich einen Jeep und fährt nun Auto mit dem Fahrrad auf der Rückbank. Wir verabreden mit Claudia und Ronny, später in Puerto Tranquilo zusammen ein Boot zu nehmen, um damit zu den berühmten Marmorhöhlen zu fahren. Nachdem wir alle in Puerto Tranquilo angekommen sind, finden wir auch sofort einen Bootsführer, der einen akzeptablen Preis mach 25.000 Pesos (40 Euro) für die Tour. Das teilt sich gut durch 5. Auf dem Wasser herrscht wegen des starken Windes ziemlich heftiger Wellengang, wodurch die Bootsüberfahrt von ca. 20 Minuten zum Abenteuer für alle Beteiligten wird. Die Marmorhöhlen entschädigen uns dann aber für diese Momente der Angst. Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, fahren wir mit Claudia zum Gletscher "Glaciar Exploradores" in das Valle Exploradores. Das sind etwa 50 km schlechte Schotterpiste durch traumhafte Landschaft mit Lupinen umwachsenen Seen, schnee-bedeckten Gipfeln und hängenden Gletschern. Den Gletscher besichtigen wir nach einer kurzen Wanderung von einem Mirador aus. Gigantisch! Allerdings erzählt uns Claudia, dass der Gletscher vor 3 Jahren erheblich größer war. Klimaerwärmung also auch hier. Auf der Rückfahrt kommen wir an einem Haus vorbei mit der Beschilderung - Unterkünfte, warmes Essen. Es ist das Haus von Thomas und Katrin, 2 ausgewanderten Deutschen, die hier mitten in der Wildnis wohnen. Thomas stellt sich dann auch als überaus gesprächig heraus, außerdem haben sie 9 Hunde und 5 Katzen. Damit war die Entscheidung klar: wir übernachten hier. Thomas trägt mit seinen Geschichten und dem von ihm selbst angelegten Dschungelpfad zur Unterhaltung bei, außerdem gibt es leckeres vegetarisches Essen von ihm selbst zubereitet. Um die Ausgaben für die Studentin Claudia zu begrenzen, schlafen wir alle 4 in einem Zimmer, Claudia als Aufbettung.
Information zur Unterkunft: "Alacaluf" im Valle Exploradores, ca. 44 km vom Ort Puerto Tranquilo.

15.12.2010
19. Tag
Valle Exploradores – Ruta 40 ca. 50 km südlich von Perito Moreno
09:45 Uhr
16°C
459 km

Nach dem Frühstück, begleitet von Thomas' ununterbrochenen Erzählungen (bei denen er auch das Teewasser mehrmals vergisst), setzen wir unsere Reise zunächst nach Puerto Tranquilo fort, wo wir uns von unserer Claudia verabschieden. Dann nehmen wir Kurs auf Chile Chico und die argentinische Grenze. Die Fahrt führt entlang des Sees "Lago General Carrera" auf einer traumhaften Küstenhochstraße. Die Straße ist abenteuerlich, der Blick auf den schlumpfblauen See aber mehr als entschädigend. Chile Chico erweist sich als ein sehr gepflegter Ort, wo wir für ein schnelles Mittagessen in ein Familienrestaurant einkehren. Auffallend für uns ist hier allerdings ein sehr unangenehmer gleichmäßig starker Westwind, der uns von nun an ein paar Wochen begleiten wird. Dann fahren wir zur chilenisch-argentinischen Grenze und erleben dort Überraschung. Die Zollbeamten streiken bis 17 Uhr. Wir müssen also anderthalb Stunden totschlagen. Also fahren wir zurück nach Chile Chico. Lina und Frank verbringen die Zeit auf einem schönen Spielplatz auf der Plaza. Kathrin hingegen schläft derweil im vom Wind gerüttelten Auto. Als wir uns dann 10 Minuten vor 17 Uhr der Grenzabfertigung nähern, haben bereits zwei Busse und 10 Autos ihre Insassen zu einer Schlange formiert. Mist! Die Abfertigung verläuft dann aber schneller als gedacht. Die argentinischen Beamten tun sich sehr schwer damit, die Daten des bolivianischen Autos im Computersytem unterzubringen. So weit südlich ist es wahrscheinlich noch nicht vorgekommen, dass ein bolivianisches Auto von Chile nach Argentinien will. Als der Beamte dann aber fragt, wo wir die letzte Nacht verbracht haben und wir Thomas und Katrin erwähnen, geht es ganz schnell, denn er kennt sie gut. Wir überbringen wenigstens die Neuigkeit des 6 Wochen alten Babys der beiden und sind damit entlassen. Die zweite Überraschung erwartet uns unmittelbar nach (!!!) der Abfertigung in Form des Hinweises eines Grenzbeamten, dass es kein Benzin gebe in Argentinien. Da uns aber eine erneute Ein- und Ausreise nach Chile zum Tanken und zu zeitraubend erscheint, fahren wir mutig weiter. Und siehe da, es gibt doch Benzin. Zur Sicherheit tanken wir erstmalig auch unseren 20-l-Reservekanister voll. Dann fahren wir zügig auf asphaltierter Straße mit Rückenwind westwärts und auf der berühmten und gefürchteten Ruta 40 südwärts bis zur "Estancia Cueva de las manos", etwa 55 Kilometer südlich der Stadt Perito Moreno. Obwohl schon reichlich spät ist, werden wir als einzige Gäste des Tages empfangen. Auf Nachfrage erhalten wir ein improvisiertes Abendessen (Pizza) und ein sehr teures Zimmer für eine Nacht. An den sehr starken Wind wurden wir die ganze Nacht erinnert durch ständiges Klappern eines losen Bleches auf dem Dach.

16.12.2010
20. Tag
Ruta 40
10:40 Uhr
12°C
571 km

Heute ist der Tag der Ruta 40! Er beginnt zunächst mit einem ärgerlichen Extraweg, den Frank nach Perito Moreno fahren muss, um Geld vom Automaten zu holen (2 mal 55 km extra!). Ohne darüber nachzudenken, wann wir mal wieder einem Geldautomaten begegnen würden, holte er nur ca. 100 Euro am Vortag ab! Dann endlich fahren wir weiter durch das große Nichts Südargentiniens nach Süden. Zunächst ist die Ruta 40 noch asphaltiert. Wir freuen uns über jeden Meter. Einige Kilometer vor Bajo Caracoles biegen wir für etwa 60 km nach Nordosten ab, um zur "Cueva de las manos" zu fahren. Bei gefühlter Windstärke 11 unternehmen wir eine kleine Wanderung, um die berühmten Malereien verschiedenster linker Hände (eine mit 6 Fingern) zu besichtigen. Darauf folgen sechs Stunden Fahrt auf der noch größtenteils unasphaltierten Ruta 40. In der ganzen Zeit begegnen uns tatsächlich ganze 10 Autos - eine tote Straße. Es gibt über 250 km kein Haus, keinen Ort, nur Guanacos, 1 Gürteltier (lebend), 1 Gürteltier (tot), 2 Nandus und 1 Stinktier (das noch dazu nur Lina sah). Pure argentinische Pampa sin nada!
Abends kehren wir in das Hotel de Campo „La Leona“ südlich des Viedma-Sees ein, in welchem schon der berühmte Perito Moreno nächtigte und vom Puma gebissen wurde. Dies bleibt uns zum Glück erspart. Essen und Unterkunft sind sehr empfehlenswert!

17.12.2010
21. Tag
Ruta 40 – Torres del Paine
09:30 Uhr
9°C
389 km

Wir fahren in Richtung Nationalpark "Torres del Paine" zunächst weiter auf der hier wieder herrlich asphaltierten Ruta 40, dann 65 km Abkürzung über Sand und Stein. Der Wind bläst unverändert stark allerdings von vorn, womit der Bezinverbrauch ernorm steigt! Die Grenzabfertigung Argentinien - Chile erweist sich diesmal als einfach. Allerdings mit zehn Minuten Verzögerung, da Lina wenigstens einen von drei vorhandenen Äpfeln aufessen muss, da die Obsteinfuhr nach Chile verboten ist. Unter wolkenverhangenem Himmel fahren wir in den berühmten Nationalpark und finden zunächst - nichts! Irgendwann nach vielen Kilometern Schotterpiste landen wir an einem offiziellen Parkeingang und erhalten einen Lageplan, Hotelempfehlungen und Hinweise und werden um ganze 30 000 Pesos erleichtert (Eintritt pro Person ca. 24 Euro). Wir suchen und finden das Hotel "Pehoe". Es ist nur Mittelklasse, total überteuert, dafür aber super gelegen am Lago Pehoe. Wir trinken Kaffee im Restaurant mit direktem Blick auf den gletscherblauen See und die beeindruckenden Berge des Nationalparks – super!

18.12.2010
22. Tag
Park „Torres del Paine“
09:30 Uhr
15°C
15 km

Zunächst fahren wir ein kleines Stück zum Ausgangspunkt eines Wanderweges zu den berühmten Torres. Dann wandern wir vorbei an Guanacos, einem großen Wasserfall, Seen und durch interessante Vegetation bis zum See zu Füßen der Torres del Paine. Kathrin macht gefühlte 100 Fotos von Orchideen und anderen Pflanzen und den Torres. Der Wind bläst zeitweise so stark, dass wir fast nicht vorwärts kommen. Es gibt dabei viel zu lachen und es macht allen einen Riesen-Spaß. Nach zwei einhalb Stunden sind wir wieder am Auto. Hier halten gerade mehrere Busse und ergießen ihre Touristenladung. Da hatten wir aber Glück und den Wanderweg für uns allein. Jetzt wollen wir aber noch nicht zurück ins Hotel und machen eine zweite kleine Wanderung auf einen Hügel, was sich als viel schwieriger als gedacht herausstellt. Es geht stellenweise durch einen Märchenwald, dann aber wieder bei Windstärke „17“ über offenes Gelände steil bergan. Der Wind schiebt uns förmlich bergan. Zurück schweben wir fast auf dem Wind bergab. Ganz dicht beobachten wir eine Eule und andere Vögel. Die Kaffeepause verbringen wir im Restau-rant eines Campingplatzes, füttern und beobachten einen riesigen Greifvogel ganz in unserer Nähe. Später ist Erholung im Hotel angesagt, wir spielen Rummicub und lesen, Lina guckt Huckleberry Finn auf dem Computer. Es ist Halbzeit unserer Reise, was wir aber zum diesem Zeitpunkt natürlich nicht wissen.

19.12.2010
23. Tag
Torres del Paine – Punta Arenas
09:40 Uhr
11°C
351 km

Wir verabschieden uns vom Nationalpark Torres del Paine mit einem Frühstück vor der tollen Kulisse des Sees und der Berge. Dann fahren wir Richtung Puerto Natales und haben nach 15 km Fahrt einen Platten - wie fast immer bei unserem Auto - hinten links. In Teamarbeit erledigen wir den Radwechsel schnell und erreichen bald Puerto Natales. Es ist eine unspektakuläre, aber saubere kleine Touristenstadt, für die wir leider nur wenig Zeit geplant haben, denn wir wollen weiter bis Punta Arenas, dem (fast) südlichsten Punkt unserer Reise. So reicht es nur für eine kurze Stadtbesichtigung und ein Mittagessen in einem sehr guten afro-chilenischen Restaurant. In Punta Arenas angekommen, führt uns die Hotelsuche, im auf den ersten Blick recht modern und ordentlich aussehenden Städchen, zu "Dinka's House". Die Inhaberin, eine reizende ältere Dame mit deutlich sichtbarer Perücke, hat kroatische Wurzeln, wie so viele in der Stadt. Wir beschließen den Tag mit einem Stadtrundgang auf der Suche nach einem akzeptablen und insbesondere geöffneten Restaurant. So landen wir in einem typischen Touristen-Restaurant mit eher mittelmäßigem, dafür aber teurem Essen. Es findet sich kein Einheimischer im Restaurant!

20.12.2010
24. Tag
Punta Arenas
10:35 Uhr
12°C
126 km

Zuerst die Arbeit - Suche einer Llanteria - Gomeria zwecks Reparatur des kaputten Reifens. Wir werden schnell fündig und ein Fachmann repariert für lächerliche 1500 Pesos (ca.2,5 Euro). Schöner Gruß an das Serviceland Deutschland. Frank gibt großzügig fast 1 Euro Trinkgeld. Anschließend lassen wir an gleicher Stelle unser Auto waschen und erkennen danach die beige Farbe auch wieder. Dann das Vergnügen: wir fahren zu der in der Nähe befindlichen Pinguin-Kolonie. Dazu müssen wir wieder 30 km über Schotterpiste, Kathrin ist etwas nervös aus Angst vor dem nächsten Platten, aber es geht gut. Angekommen sehen wir keine Touristenströme, sondern nur zwei andere Autos mit Besuchern. Auf einem Rundweg bewundern wir dann tatsächlich die kleinen Kerle im Frack, die unbeeindruckt keine zwei Meter vor uns über den Weg stapfen - total niedlich anzusehen. Eine halbe Stunde lang können wir zum Anfassen nahe Pinguine beobachten und sind mächtig beeindruckt. Dann freuen wir uns, selbst Menschen zu sein, denn nun können wir uns bei dem kalten Wind und leichtem Regen in den Imbiss am Eingang verziehen und Kaffee, Tee und Kakao genießen. Zurück in der Stadt machen wir eine vergebliche Suche nach fehlenden Weihnachtswünschen von Lina und dann die pure Erholung im "Puppenstubenzimmer" bei Dinka. Das Abendessen finden wir diesmal in einem besseren Restaurant. Hier genießen wir Steak, Lachs, Pisco Sour und schauen den Lämmchen beim Brutzeln am offenen Feuer direkt im Restaurant zu. Um 22:30 sind wir im Hotel und es ist immer noch nicht ganz dunkel draußen - wir sind endgültig im Süden angekommen!

21.12.2010
25. Tag
Fort Bulnes
09:30 Uhr
9°C
122 km

Wir beschließen, noch einen Tag in Punta Arenas zu bleiben, müssen dazu aber das Hostal wechseln und landen im empfohlenen "Hostal Costanera" (3-Bett-Zimmer ohne Bad 21 000 Pesos). Dann zieht es uns weiter nach Süden auf der einzigen südlich verlaufenden Straße vorbei an gepflegten Häusern und Gärten. Gegen 14 Uhr bei Sonnenschein und 16 °C erreichen wir dann den wirklich für uns auf dieser Reise südlichsten Punkt, Fort Bulnes, eine alte Festung, die wir besichtigen. Anschließend wandern wir zum und am Strand entlang und genießen die Sonne und den Blick auf die Magellanstraße. Schiffe allerdings sieht man kaum. Franks Wunsch nach gedecktem Apfelkuchen erfüllt sich nicht, aber wir finden eine Cafeteria "En el sur del mundo".
Man ist ja mittlerweile schon mit einfachen Dingen zufrieden. Aber wir legen nach! Im empfohlenen Cafe "Chocolate" in Punta Arenas essen wir dann zu viel Süßes.


22.12.2010
26. Tag
Punta Arenas – Feuerland- Rio Gallegos
10:20 Uhr
12°C
429 km

Dieser Tag soll den Namen der Reise rechtfertigen - wir wollen nach Feuerland. Zuerst fahren wir bis zur Fähre u.a. vorbei an einer völlig verlassenen Estancia mit einem kaputten Schiff. Kurzes Warten auf die Fähre und dann aus Versehen zum Nulltarif nach Feuerland. Wir wussten nicht, dass man die Fährüberfahrt in einem Büro auf der Fähre bezahlen muss und keiner hat es bemerkt. Nach der Überfahrt erste Enttäuschung - Feuerland sieht eher langweilig aus. Kaum Hügel, nur Pampa und Schafe, praktisch keine Dörfer oder Siedlungen. Ab und an ein einzelnes Gehöft. Wir fahren in Richtung Ostküste, aber ohne Erfolg. Ans Ufer kommen wir nicht. Nach 30 Kilometern Schotterpiste geben wir auf, drehen um und machen einen Zwischenstopp im kleinen Örtchen Cerro Sombrero. Dort öffnet ein netter Wirt sein eigentlich geschlossenes Restaurant für uns. Es ist definitiv keine Touristenhochburg. Dann schnell zurück zur Fähre, kurz warten und schon sind wir drauf. Diesmal bezahlen wir die Überfahrt auch (13 900 Pesos). Dann fahren wir schnell zur chilenisch-argentinischen Grenze weiter. Die Grenzabfertigung verläuft reibungslos und wir sind nach einer Stunde in Rio Gallegos, unserer nächsten Zwischenstation. Wir finden dank Reiseführer das Hotel "Sehuen" für 280 Pesos (56 Euro) mit interessanter "Keildusche". Man muss schlank sein, um die Dusche nutzen zu können, da sie sich stark verjüngt. Das Abendessen nehmen wir mit völlig fehlendem Service ein. Wir sitzen über eine halbe Stunde im leeren Restaurant, die Kellner laufen singend und erzählend hin und her, aber ignorieren uns konsequent. Das Essen ist auch nur mäßig.


23.12.2010
27. Tag
Rio Gallegos – El Calafate
09:05 Uhr
11°C
319 km

Unser Anreisetag zum "Weihnachtshotel" in El Calafate. Zunächst fahren wir durch Rio Gallegos und erkennen, dass die Stadt durchaus ganz hübsch anzusehen ist und auch einige koloniale Gebäude besitzt. Wir fahren im Eiltempo Richtung Westen nach El Calafate. Allerdings diesmal wieder mit Gegenwind. Kurz vor Calafate gegen 12 Uhr bewundern wir bei Sonnenschein einen im See schwimmenden hellblauen Eisberg. Dann suchen und finden wir unser Hotel mit der gebuchten Cabaña und sind enttäuscht. Die Küchenausstattung ist ein Witz und die angekündigte Waschmaschine gibt es auch nicht. Also brauchen wir einige Zeit, um das zu verdauen und die durchaus vorhandenen angenehmen Dinge genießen zu können. Mama wäscht kurzerhand die Wäsche per Hand und wir befestigen auf dem Balkon unsere Wäscheleine. Die vom Auswringen aufgescheuerten Hände heilen dann die nächsten Tage langsam aus. Nicht schön, aber nicht zu ändern. Dann machen wir einen Stadtbummel und kaufen leckere Sachen zum Kaffee und zum Abendbrot ein. Aus allen Restaurants duftet es einladend, aber wir bleiben hart, wollen zu Hause Stulle mit Brot essen. Danach gibt es mit unserem Laptop einen Fernsehabend: „Die Sendung mit der Maus“ fürs Kind und einen Wallander-Krimi für die Alten.

24.12.2010
28. Tag
Gletscher Perito Moreno
10:00 Uhr
16°C
159 km

Nach ausführlichem Frühstück in unserer Cabaña fahren wir in den Nationalpark mit dem berühmten Gletscher "Perito Moreno" (Eintritt 75 Pesos je Erwachsener = 15 Euro).
Es ist einer der Höhepunkte unserer Reise. Vor uns öffnet sich der Blick auf einen gigantischen blauen Gletscher. Wir genießen ihn fast 3 Stunden, teilweise in der Sonne, teilweise tröpfelt es leicht. Wir hören und sehen alle paar Minuten knackend und krachend Gletscherteile ins Wasser fallen. Leider sind es nur kleinere Teile, die abbrechen, obwohl wir sehr lange auf einen spektakulären Abbruch warten. Dann wandern wir zurück zum Parkplatz und fahren nach Hause. Papa und Lina fahren noch schnell etwas zum Kaffee kaufen, Mama bleibt in der Caba
ña. Das ist auch gut so, denn in der Zwischenzeit erscheint der Weihnachtsmann und bringt Lina Geschenke. Mama bereitet einen netten Weihnachtstisch vor und Papa und Lina staunen über die Überraschung. Nach dem Weihnachtskaffee rufen wir die Omas und Opa sowie die Jungs an und übermitteln Weihnachtsgrüße in die Heimat. Abends gibt es ein Weihnachts-Dinner im Hotel, ein nettes 3-Gänge-Menü mit verschiedenen Weinen. Wir sind am Ende zufrieden und ziemlich beschwipst, obwohl uns die heimatliche Weihnachtsatmosphäre schon ein bisschen fehlt.




25.12.2010
29. Tag
El Calafate
09:30 Uhr
15°C
5 km

1. Weihnachtsfeiertag und Erholungstag! Er beginnt mit einem gemütlichen Frühstück in unserer Cabaña. Lina will dann gern reiten, aber alle Pferde sind leider ausgebucht. Wir bummeln über die Hauptstraße des Ortes, kaufen ein paar Reiseandenken - einen Kuschel-Pinguin für Lina, ein T-Shirt für Papa, den obligatorischen „Ruta 40“ Aufkleber fürs Auto und einige andere Kleinigkeiten. Dann lesen wir, entspannen und genießen die warmen Temperaturen am Weihnachtstag. Zum Abendessen kocht Kathrin mit dürftigen Hilfsmitteln ein leckeres Abendessen - und es schmeckt uns super! Danke, mein Schatz!!!

26.12.2010
30. Tag
El Calafate – Caleta Olivia
10:10 Uhr
19°C
775 km

Heute ist es mal wieder einer unserer Fahrtage. Ziel ist die Halbinsel Valdés. Heute wollen wir soweit fahren, wie wir kommen. Nur ungern verabschieden wir uns vom netten Örtchen Calafate. Schnell noch tanken, Kuchen einsacken und los geht's. Nach einigen Kilometern beginnt eine 200-km-lange Schotterpiste – wirklich übel! Uns begegnen tatsächlich in knapp 4 Stunden 4 Autos und 1 Motorrad - das ist das typische Argentinien. Später geht es dann nordwärts auf Asphalt. In Puerto San Julian machen wir einen Zwischenstopp bei starkem Sturm (wie immer aus Westen) mit Spielplatz fürs Kind, Besichtigung eines netten Museumschiffes, Tanken und Kaffeetrinken im Auto. Gegen 18.30 Uhr dann nächster Tankstopp in Tres Cerros mit Abendbrot im Restaurant der Tanke. Dann fahren wir weiter und suchen einen netten, idyllischen Standplatz für unser Auto. Da bei diesem Wind nicht daran zu denken ist, unser Zelt aufzubauen, planen wir unsere erste Übernachtung im Auto. Gegen 21.30 Uhr finden wir einen Platz mit tollem Blick auf den Atlantik direkt am Meer. Mausi stürzt gleich aus dem Auto und sucht Muscheln und Steine. Wir versuchen zu schlafen, wobei das Auto vom Wind durchgeschüttelt wird und Mücken uns stören. Aber man kann auch so schlafen zum Nulltarif. Kathrin fotografiert irgendwann in der Frühe einen herrlichen Sonnenaufgang. Unser Standplatz ist direkt an der Nord-Süd-Verbindung im Osten genau 1896 km vor Buenos Aires.

27.12.2010
31. Tag
Caleta -Olivia - Puerto Madryn
08:15 Uhr
20°C
544 km

Wir erwachen im Auto am Strand nördlich von Caleta Olivia und frühstücken im Auto. Dann fahren wir weiter nach Puerto Madryn. Gegen 13 Uhr kehren wir im netten Städtchen Gaiman ein. Draußen sind 28 °C, wir laufen noch in warmen Sachen durch den Ort, der von walisischen Einwanderern gegründet wurde. Es gibt eine ganze Reihe walisischer Teehäuser - "Casa de Te", die leider alle erst um 14 Uhr öffnen. Wir lernen eines kennen und genießen Kaffee, Tee und Kuchen. Lina versorgt die vielen Baby-Katzen des Hauses. Gegen 16 Uhr kommen wir in Puerto Madryn an und suchen das Hotel "Nueva Leon", wo wir uns mit Annette, Carsten und Vuvuzela treffen wollen. Wir erhalten dort ein Appartement mit insgesamt 6 Betten, Küche, 2 Bädern - super. Dann trinken wir mit Carsten und Annette ein Wiedersehensbier - ein Rostocker Pils(!) aus Chile.

Hotelinformation: Hotel "Nueva Leon", 420 Pesos (ca. 84 Euro) für 3 Personen pro Nacht. Durchaus empfehlenswert, auf Wunsch mit oder ohne Frühstück.

28.12.2010
32. Tag
Pensinsula Valdés
10:20 Uhr
20°C
376 km

Wir besuchen die Halbinsel Valdés, auf der man viele, für uns selten in der Natur zu beobachtende, Tiere sehen kann. Nach einer guten Stunde Fahrt sind wir am Punta Norte und sind fasziniert von den vielen Seelöwen und See-Elefanten, die sich in der Sonne am Strand aalen. Über eine Stunde verbringen wir damit, sie zu beobachten, die erstaunlichen Geräusche zu hören, die sie von sich geben und nach Walen Ausschau zu halten. Letztere sehen wir an diesem Tag leider nicht. Dann fahren wir weiter parallel zur Küste und sehen nach einigen Kilometern Tausende von Pinguinen am Strand. Die haben offenbar Strand-urlaub gebucht. An einer Beobachtungsstelle kann man wie schon in Punta Arenas die kleinen Kerle hautnah sehen, fast anfassen. Wir sind beeindruckt. Außerdem sehen wir Gürteltiere und Eidechsen. Zum Abschluss des Ausfluges fahren wir nach Puerto Pyramides, wo man am Meer sitzen und Kaffee trinken (sehr teuer!) kann. Wir spazieren am bei Ebbe breiten Strand und Lina sammelt nebenbei Muscheln. Von dort aus starten auch die Wal-Beobachtungstouren, auf die wir aber verzichten. Abends gehen wir gemeinsam mit Carsten, Annette und Vuvuzela in der Stadt zum Essen.

29.12.2010
33. Tag
Puerto Madryn
10:50 Uhr
27°C
29 km

Wir bleiben in Puerto Madryn und legen einen Strand- und Erholungstag ein. Zuerst fahren wir zum Museum „Eceanografico Ecocentro" nur um zu erfahren, dass es nur von 17 bis 21 Uhr geöffnet hat. Dann machen wir einen kleinen Stadtbummel und verbringen zwei Stunden Strand. Lina baut eine Burg und spielt mit anderen Kindern. Wir lesen. Danach betrachten wir unsere verschiedenen Sonnenbrände. Zum Kaffetrinken fahren wir in unser Hotel und besuchen danach nun dpch das "Museum, wo man viele Informationen über Flora und Fauna dieser Umgebung erhält. Es ist sehr schön gestaltet und wir bleiben länger als gedacht. Anschließend kocht Kathrin Chili con Carne für uns und Carsten, Annette und deren Besuch. Wir quatschen, trinken und lachen viel und fallen nach Mitternacht zufrieden ins Bett.

30.12.2010
34. Tag
Puerto Madryn - Neuquén
10:15 Uhr
21°C
675 km

Wir verabschieden uns von Carsten und Familie und machen uns auf den Weg Richtung Mendoza. Wegen der Entfernung rechnen wir mit 2 - 3 Tagen. Heute wollen wir es bis Neuquén schaffen. Zunächst freuen wir uns über die Temperaturen über 20 Grad, denn in Deutschland wurden in der Nacht -24°C gemessen! Auf der Fahrt durch die typische argentinische Pampa vertreiben wir uns die Zeit mit Spielen, z.B. Trivial Pursuit und Tiereraten. Unser Außenthermometer zeigt 34° an. Eine Puse legen wir in Darwin ein im Schatten von Eukalyptusbäumen bei 38 °. Vier kleine Jungs kommen neugierig näher und beobachten die Fremden, die in der Hitze auf der Bank sitzen und Kaffee trinken. Sie können gar nicht glauben, dass wir aus Bolivien kommen. Wir sehen aber auch nicht aus wie typische Bolivianer... Irgendwann am Abend erreichen wir die Provinzhauptstadt Neuquén. Suchen und finden ein bescheidenes Hotel mitten im Zentrum bei Gewitter. Nach dem Gewitter schauen wir uns ein bisschen das Stadtzentrum an und essen sehr gut im Restaurant "La Nana francesa".

31.12.2010
35. Tag
Neuquén – Rio Grande
09:30 Uhr
26°C
608 km

Weiter fahren wir in Richtung Nordwesten, zunächst wieder durch typische argentinische Pampa, dann vorbei an Pappelalleen und Obstbäumen und sogar Wein, dann wird es bergiger. Wir sehen auch vielfarbige Hügel wie in La Paz. Gegen Mittag erreichen wir Chos Malal und essen im Cafe Bahia in der Nähe der Plaza Tortilla Española bzw. Nudeln. Lina darf auf dem Spielplatz noch 20 Minuten spielen. Dann wollen wir weiterfahren, aber vorher schnell tanken. Es gibt kein Benzin, aber der Tankwagen ist schon da. So müssen wir lediglich eine zusätzliche Stunde warten. Schön für Lina, denn es gibt 5 Eisse (Orginialton Lina) extra und 1 Stunde Spielplatz. Gegen 20 Uhr finden wir einen idyllischen Platz direkt am Rio Grande, wo wir unser Zelt aufbauen, die Silvester-Sektflasche im Fluss kühlen und dann Holz sammeln zum Lagerfeuer. Frank bereitet das Silvestermenü vor: Salamibrötchen, Bananen, Sekt, Sirup fürs Kind. Dann stoßen wir auf das neue Jahr am Lagerfeuer in totaler Ruhe ohne Böller und Lärm an. Wir finden dies romantisch und toll. Zum Abschluss gibt es unser „Feuerwerk“ mit Wunderkerzen. Lina ist begeistert. Nebenbei schauen wir immer mal wieder ängstlich zum Himmel, denn es wird bedrohlich dunkel, tröpfelt aber nur leicht. Wir schlafen ruhig ins neue Jahr.

01.01.2011
36. Tag
Rio Grande - Chacras de Coria
09:25 Uhr
21°C
584 km

Wir frühstücken vor dem Zelt in freier Natur und bauen das Zelt ab. Dann fahren wir weiter auf der Schotterpiste der Ruta 40 nach Norden. Unterwegs wollen wir gern die Cueva de las Brujas besichtigen. Das ist aber leider nicht möglich, denn man braucht dazu einen Guia für 6-9 Leute und Kinder dürfen eh nicht rein. Also fahren wir weiter, bewundern derweil die herrlich bunten Berge rundherum. Gegen 16:30 Uhr erreichen wir die Vororte von Mendoza und suchen die "Finca Adalgisa". Da es keine Orts- und Hinweisschilder gibt und alle Vororte ineinander übergehen, brauchen wir dazu fast eine Stunde. Dann finden wir es, erhalten sogleich die größte Suite in einem tollen Ambiente. Es ist eine Bodega, also ein Weingut mit einem Hotel der Spitzenklasse. Wir haben alles was das Herz begehrt – ein tolles Apartment, Pool, einen schönen Garten, eine herrliche Weinplantage direkt am Haus und vieles mehr. Dann genießen wir ein feudales Essen zum neuen Jahr. Zwar haut uns der Preis für Hotel und insbesondere das Essen fast um, aber einmal kann man sich so etwas auch leisten. Wir rufen schnell per Skype unsere Familie in Deutschland zum neuen Jahr an und genießen dann zu dritt ein gemeinsames Bad in der riesigen Wanne. Abends lassen wir den ersten Tag 2011 bei einem Glas Rotwein im Garten bei 25 ° ausklingen - das ist Urlaub pur!

02.01.2011
37. Tag
Chacras de Coria
09:15 Uhr
25°C
20 km

Hier gibt es ein wirklich perfektes Frühstück mit allen Zutaten, die man dazu braucht. Wir plaudern mit einem Ami, der sehr an Bolivien interessiert ist. Wie viele andere auch kann er nicht glauben, dass man in La Paz gut leben kann. Danach besichtigen wir ein Weingutes eines ausgewanderten französichen Paares mit Weinverkostung. Brigitte erklärt alles in feinstem Spanisch mit französischem Akzent. Die beiden haben 2004 das Weingut übernommen und schrittweise modernisiert und erweitert. Trotzdem nur 90000 Flaschen im Jahr hergestellt werden, exportieren sie in die USA und Europa. Besonders der Weißwein schmeckt uns sehr gut - wir kaufen 3 Flaschen. Wir lernen 2 nette Ehepaare kennen, deutsche Auswanderer-Nachfahren, die jetzt in Brasilien leben. Nachmittags folgt Relaxing pur, leider meist ohne Sonne. Wir baden erstmalig alle 3 gemeinsam im Pool (sogar Frank, der Wasserscheue).

03.01.2011
38. Tag
Chacras de Coria - Mendoza
10:30 Uhr
26°C
23 km

Leider schon Abreise aus dem mediterranen Ambiente. Dabei lernen wir noch Meike kennen, eine Deutsche, die im Hotel arbeitet und uns ganz viel Interessantes über das Hotel, Argentinien und die Menschen erzählt. Sie empfiehlt uns auch ein deutschsprachiges Buch über Geschichte, Politik und Kultur Argentiniens, das wir gern kaufen. Anschließend fahren wir mit einer Hotelempfehlung nach Mendoza - wir wollen eine Nacht dort verbringen. Es klappt zunächst nicht, dann finden wir aber doch ein Hotel mitten in der Stadt. Wir nutzen den Tag, Mendoza bummelnd kennenzulernen, machen auch eine Stadtrundfahrt (aus Versehen wieder kostenlos, der Fahrer vergisst bei uns zu kassieren!). Mendoza zeigt sich als angenehme Kleinstadt, hat aber nicht viele Sehenswürdigkeiten. Eine kleine Fußgängerzone mit vielen Cafés und Restaurants, die Tische auf der Straße habe. Das genießen wir sehr, da es so etwas in La Paz praktisch nicht gibt. Sehr schön ist auch der riesige Stadtpark. Lina gefallen natürlich besonders die Spielplätze.

04.01.2011
39. Tag
Mendoza - Chilecito
09:50 Uhr
20°C
586 km

Wir fahren gen Norden mit dem Ziel Chilecito, einer im Reiseführer empfohlenen interessanten, kleinen Stadt. In San Jose de Jachal machen wir eine Fahrpause. Wir essen in der örtlichen HO-Gaststätte und kaufen im Dorfkonsum unser Notfallproviant, falls wir zelten müssen. Gegen 15 Uhr erreichen wir die Quebrada de Jachal mit einem Stausee, Durchbruchstal und einem schmalen Tunnel - atemberaubende Natur. Dann überrascht uns ein Sandsturm – starken Wind gibt es immer noch. Die Straße verläuft kilometerweit gerade mit regelmäßigen Mulden - den Flussläufen bei Regen. Man fährt wie auf der Berg-und-Tal-Bahn. Gegen 18 Uhr erreichen wir Chilecito. Wir finden eine nette Cabaña San Miguel mit Pool und viel Natur. Lina springt gleich in den Pool und übt schwimmen. Leider ist auch hier die Ausstattung der Cabaña nur sehr dürftig, so dass Kathrin nur Spiegelei und Brötchen machen kann.
( Cabañas San Miguel gut ausgeschildert bei der Ortseinfahrt aus dem Süden, 275 Pesos je Nacht)

05.01.2011
40. Tag
Chilecito
10:40 Uhr
24°C
76km

Am Vormittag besuchen wir das Museum der knapp 35km langen Cablecarril, welche ein deutsches Ingenieurbüro vor über 100 Jahren entworfen und gebaut hat. Die Seilbahn für den Erztransport war von 1904 bis 1929 in Betrieb und überwand 3500 m Höhen-unterschied bis hinauf zum Cerro Famatina (4600m). Dort wurde Gold und Silbererz gefördert und in den 650 Waggons ins Tal geschafft. Die Arbeiter mussten den Auf- und Abstieg allerdings in zwei Tagen zu Fuß bewältigen. Danach machen wir eine kleine Runde in der Gegend (der Kakteen-Garten hat leider zu) und bewundern blauen Wein und Olivenbäume. Auf der im Bau befindlichen Straße nach La Rioja fahren wir bis zum Ende (direkt unterhalb des Höhenzuges der dieses Tal von Ja Rioja trennt) der schon asphaltierten Strecke und Wandern dort ein Stündchen. Es ist heiß und trocken. Die Kakteen blühen sehr schön weiß, gelb, orange und rot und auf der Ebene sind ständig einige Windhosen zu sehen. Da die Mücken uns auffressen, sobald wir stehen bleiben, verlieren wir aber bald die Lust auf eine längere Tour und fahren zurück zu unserer Cabaña, wo kühle Getränke und der wunderbare Pool auf uns warten. Abends kochen wir Nudeln mit Auberginengemüse und trinken eine Flasche Wein auf unser Jubiläum - zwei Jahre Aufenthalt in Südamerika!

06.01.2011
41. Tag
Chilecito - Cafayate
09:00 Uhr
21°C
500 km

Wir fahren von Chilecito nach Cafayate durch wunderschöne Landschaften, Wüste und wieder bunte Berge. Überall stehen riesige Kandelaberkakteen. Unterwegs besichtigen wir die Ruinen von Quilmes – offenbar ein Touristenmagnet, denn wie aus dem Nichts tauchen plötzlich wieder Touristenbusse und viele Rucksäcke mit ungepflegten, jungen Leuten davor auf. In Cafayate sind wir dann auf der Suche nach einer schönen Cabaña - was sich als nicht so leicht herausstellt, da fast alles zu 100 % belegt ist. Mit Ausdauer und ein bisschen Glück finden wir "Luna y Sol", die prompt noch eine Cabaña für 2 Personen für uns frei haben. Also schläft Lina nochmal bei uns in der Mitte - und hält uns phasenweise durch Fußtritte im Schlaf wach. Wir trinken im warmen Cafayate einen verspäteten Kaffee und genießen die Abendsonne. Der Steak im Restaurant ist argentinisch zart und riesig.

07.01.2011
42. Tag
Cafayate
09:30 Uhr
26°C
13 km

Es ist herrlich warm und wir planen eine im Reiseführer empfohlene 2-stündige Wanderung zum Wasserfall in der Nähe. Dazu fahren wir 5 km mit dem Auto nach guter Beschilderung zu einem Campingplatz, der Ausgangspunkt der Wanderung ist. Gut ausgestattet mit Wasser, Sonnenschutz und guter Laune weisen wir zunächst alle Angebote der Guias (Jungen zwischen 12 und 18 Jahre) zurück und wollen allein wandern. Nach 20 Minuten vergeblichen Versuchen, den Fluss zu durchqueren und den richtigen Weg zu finden, schließen wir uns dann doch einer geführten Gruppe mehr oder wenig zufällig an, was für uns ein Glücksgriff war. Diese "Wanderung" stellt sich als eine anstrengende Klettertour über Felsen mit mehrmaliger Durchquerung des Flusses dar. Es macht uns Spaß, führt uns aber fast bis an physische Grenzen. Zumal die Sonne bei
etwa 30 °C brennt. Erstaunlicherweise zeigt Lina keinerlei Schwächen und hat viel Spaß beim Klettern. Das liegt wohl daran, dass unser Guia ein 15-jähriger schicker Junge ist, den Lina vergöttert und dabei alle Anstrengungen vergißt. Wir sind schließlich aber doch froh, nach fünfstündiger Wanderung wieder am Auto zu sein und alles überstanden zu haben. Nachmittags können wir uns dann nur noch erholen. Kathrin und Lina schleppen sich zum Eisessen und Einkaufen in die Stadt. Dann kochen wir wieder unter grausigen Bedingen: ein zerbeulter Alutopf und eine Pfanne, an der der Griff nur so dran baumelt. Die Schmorgurken sind trotzdem lecker. Lina ist schließlich so geschafft, dass sie nur noch weint und ins Bett muss. Als wir dann auch ins Bett gehen, liegt sie quer.

08.01.2011
43. Tag
Cafayate - Humahuaca
10:00 Uhr
31°C
407 km

Eine Verländerung für unsere Cabaña bekommen wir nicht. Sie sind ausgebucht. So müssen wir schon heute weiter nach Norden. Bei heißen 31 °C starten wir in Cafayate und fahren dann zunächst durch unglaubliche Landschaften. Links und rechts von uns sehen wir rote, braune, lila, weiße, gelbe und grüne Berge, besichtigen das "Anfiteatro", die "Garganta del diablo" und viele andere unglaublich verschiedenfarbige Berge. Wir sehen wieder viele kleine grüne Papageien. Dann erreichen wir Salta, die Gebietshauptstadt im Norden. Hier machen wir einen Bummel durch die Innenstadt, die viele schöne alte koloniale Gebäude und eine nette Plaza besitzt. An der Plaza essen wir in einem arabischen Restaurant zu Mittag. Kathrin bestellt mangels ausreichendem Spanisch gefüllte Därme, die sich aber als ausgesprochen lecker erweisen. Da wir aber an diesem Tag noch dichter zur bolivianische Grenze wollen, fahren wir anschließend weiter nach Norden, zunächst über eine unglaublich kurvige, enge Straße. Dann jedoch kommen wir, begleitet von heranziehenden dunklen Gewitterwolken vorbei an der "Quebrade de Humahuaca", wiederum vielfarbigen Bergen. Diesmal sieht man oft viele verschiedenfarbige Schichten an einem Berg übereinander. Unglaublich und wie gemalt! Als es dann um 19 Uhr beginnt, dunkel zu werden (wir sind wieder im Norden!), suchen wir in Humahuaca eine Unterkunft, ca. 150 km vor der Grenze. Das Hostal erweist sich als einfach, aber sehr geschmackvoll und vor allem auch sauber. Wir suchen ein Restaurant zum Abendessen und erleben den kulinarischen Tiefpunkt der Reise, jedenfalls was die Getränke anbetrifft. Wir bestellen den Weißwein des Hauses und erhalten eine Karaffe mit warmem Weißwein, der außerdem eine Fliege enthält (war schon an Alkoholvergiftung gestorben). Auf die Bitte, eine neue Karaffe zu bringen, ohne Fliege und gekühlt, erhalten wir erneut warmen Wein und dazu Eiswürfel(!!). Daraufhin verzichten wir auf Wein und Frank bestellt Bier. Das wiederum gefriert sofort beim Öffnen der Flasche zu einem Eisklumpen! Das Essen ist übrigens nicht ganz so schlecht. Dann schlendern wir noch durch den Ort und kaufen einige kleine Mitbringsel - Artesania des Nordens Argentiniens.

09.01.2011
44. Tag
Humahuaca - La Paz
08:45 Uhr
13°C
1021 km

Bei Gewitter und strömendem Regen packen wir zum letzten Mal unsere Sachen ins Auto und fahren in Richtung Grenze. Unterwegs bewundern wir, wenn auch ohne Sonne, nochmal die herrlich bunten Berge, erreichen gegen 10:30 Uhr den Grenzort, Villazon auf bolivianischer Seite. Die Abfertigung verläuft wieder typisch bolivianisch. Wir stehen zunächst in der falschen Schlange. Niemand der Grenzbeamten arbeitet so richtig zielstrebig und schnell. Trotzdem schaffen wir einen neuen Rekord und sind bereits nach 56 Minuten in Bolivien! Uns überkommt sogleich ein eigenartiges warmes, heimatliches Gefühl, obwohl noch harte Arbeit auf uns wartet bis La Paz. Erste Herausforderung ist, den richtigen Weg nach Potosi zu finden. Es gibt keinerlei Hinweisschilder, zunächst aber zum Glück nur eine einzige stadtauswärts führende Straße. Später wählen wir einfach die besser ausgebaute, also zunächst asphaltierte Straße. Dies stellt sich nach wenigen Kilometern als trügerisch heraus. Zwar wird sehr viel an der Straße gebaut, es ist aber über 400 oder mehr Kilometer ein Gemisch aus normaler Schotterpiste, Umleitungen über noch schlimmere Sandwege und kurze asphaltierte Stücke. So sind wir froh und erleichtert, gegen 16 Uhr Potosi ohne einen erneuten Platten zu erreichen. Dort legen wir eine Pause ein und besichtigen die Innenstadt Potosis - die uns sehr gut gefällt. Beim Kaffeetrinken bzw. Imbiß merken wir spätestens, dass wir wieder in Bolivien sind - die Preise waren höchstens 50 % derer in Argentinien und 30 % derer in Chile (4 Gänge Menu für 3 Euro). Die Fahrt über Oruro nach La Paz ist nun schließlich Routine, wobei es langsam dunkel wird, was das Fahren nicht unbedingt leichter macht. Gegen 1 Uhr nachts fallen wir in La Paz nur noch in unser Betten, angefüllt mit Eindrücken von einer langen, erlebnisreichen Reise.